Mehr Wissen zu Autos - Abgasskandal, Stickoxide, drohende Fahrverbote und Blaue Plakette

Diesel stoßen im realen Fahrbetrieb zu viele Stickoxide (NOx) aus

Der Abgas-Skandal hat ans Licht gebracht, dass mehrere Hersteller die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen geschönt haben:  Eine Software erkennt die typische Testsituation und sorgt dafür, dass der Motor auf dem Prüfstand weniger Schadstoffe  wie  z.B. NOx  ausstößt. Im echten Fahrbetrieb wird die Abgasreinigung dagegen reduziert oder ganz ausgeschaltet, was zum Teil deutlich höhere Schadstoff-Emissionen auf der Straße als in der Testsituation zur Folge hat. Das Kraftfahrtbundesamt hat angeordnet, dass diese Autos nachgerüstet werden müssen. Fahrzeughalter, die vom Dieselskandal betroffen sind, finden bei Stiftung Warentest eine umfangreiche Fragen- und Antwortliste.

Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass sogar die große Mehrzahl aller auf dem Markt befindlichen Euro 6 Diesel den geforderten Abgasgrenzwert von 80 mg NOx /km  nur im Labor, aber nicht auf der Straße einhält. Im April 2017 teilte das Umweltbundesamt mit, dass neue Euro 6 Diesel auf der Straße im Schnitt sechs Mal mehr Stickoxide ausstoßen als in der Testsituation erlaubt.

Seit September 2017 müssen neue Fahrzeugtypen aber die strengere Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Hier wird die Einhaltung der Grenzwerte auch auf der Straße überprüft, allerdings dürfen die Fahrzeuge den eigentlich gültigen Grenzwert zunächst noch um den Faktor 2,1  überschreiten: statt 80 mg NOx/km werden auf der Straße 168 mg NOx/km toleriert. Ab September 2019 müssen dann alle neu zugelassenen Diesel und Benziner, also nicht nur neue Typen, die Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Noch etwas strenger wird es dann zum 1. Januar 2020 (Zulassung neue Typen) bzw. 1. Januar 2021 (alle Neuzulassungen): dann wird die Abgasnorm Euro 6d Pflicht. Sie erlaubt bei der Messung der Stickstoffoxidemissionen auf der Straße zwar immer noch eine Überschreitung des eigentlichen Grenzwertes, dann allerdings nur noch um den Faktor 1,5.

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Sparsame Autos? Oft nur auf dem Papier! Der Kraftstoffverbrauch auf der Straße ist höher als deklariert

Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) aus dem Jahr 2016 zeigt, dass die Kohlendioxid (CO2)-Emissionen und damit auch der Kraftstoffverbrauch neuer Pkw-Modelle in Europa im Alltagsbetrieb durchschnittlich um etwa 40 Prozent höher liegen, als die unter Laborbedingungen ermittelten offiziellen Werte. Der Grund für die Diskrepanz: Hersteller können bei der Testprozedur auf dem Rollenprüfstand viele Schlupflöcher ausnutzen, um den Verbrauch im Labor zu drücken. Zu den legalen Tricks auf dem Rollenprüfstand zählen zum Beispiel extremes Aufpumpen der Reifen für geringeren Rollwiderstand oder der Einsatz von besonders leichten Basismodellen für die Tests. Seit Herbst 2017 soll eine neue, strengere Testprozedur für realistischere Angaben zu Verbrauch und Schadstoffausstoß sorgen.

Wie Sie ein sparsames Auto mit geringem Spritverbrauch finden, erfahren Sie in unseren Kauftipps für Autos.

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EU-Gesetzgebung: Realistischere Verbrauchs- und Abgastests seit Herbst 2017 - Messungen von Stickoxiden nun auch auf der Straße

Bei Zulassungen neuer Fahrzeugtypen wird seit September 2017 der bisher auf dem Rollenprüfstand angewendete Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) durch das neue weltweit harmonisierte Testverfahren (WLTP, Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) abgelöst. Diese Testprozedur soll näher an der Realität liegen. Beispielsweise hat sie eine größere Höchstgeschwindigkeit und weniger Standzeiten. Außerdem sind Parameter wie Temperatur und Reifendruck vorgegeben. Desweiteren müssen Werte auch für Modelle mit Sonderausstattungen angegeben werden.

Wie der NEFZ ist auch der WLTP ein Test auf dem Rollenprüfstand und damit anfällig für Manipulationen. Deshalb kamen im Herbst 2017 auch Abgasmessungen auf der Straße, sogenannte Real Driving Emissions (RDE)-Messungen hinzu. Diese betreffen zunächst nur NOx-Emissionen und den Partikelausstoß. Außerdem gilt ein Konformitätsfaktor: bei den RDE-Messungen dürfen Neuwagen den Grenzwert für NOx von 80 mg/km  um einen festgelegten Faktor überschreiten. Bis 2020 beträgt der Faktor 2,1, dann soll er auf 1,5 abgesenkt werden.

Die RDE-Messungen werden seit September 2017 allerdings vorerst nur für die Zulassung neuer Typen durchgeführt. Für alle neu zugelassenen Modelle sind sie dann erst ab September 2019 Pflicht.

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Die Luft in Deutschlands Städten ist nicht sauber genug: Belastung mit Stickoxiden zu hoch

In den EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität (Richtlinie 2008/50/EG) sind Grenzwerte für Luftschadstoffe, darunter auch Stickstoffdioxid, festgelegt. An knapp der Hälfte (46%) der verkehrsnahen Messstationen in Deutschland wurde 2017 der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) im Jahresmittel überschritten. Die EU-Kommission hatte Deutschland mehrfach aufgefordert, wirksame Maßnahmen zu treffen, um die wiederholte Überschreitung der Grenzwerte für Stickstoffoxide zu beenden. Im Mai 2018 hat die EU-Kommission Deutschland nun schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof wegen zu schlechter Luft verklagt. Unterliegt Deutschland in diesem Verfahren, drohen hohe Strafzahlungen.

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Blaue Plakette

Die Einführung einer Blauen Plakette - in Ergänzung zu den bisherigen Schadstoffplaketten - wird seit einigen Jahren immer wieder diskutiert. Die Blaue Plakette sollen dabei nur besonders saubere Fahrzeuge bekommen, die nicht nur wenig Feinstaub, sondern auch wenig Stickstoffoxide ausstoßen. Der Deutsche Städtetag beispielsweise hat sich im April 2018 für eine rasche Einführung der Blauen Plakette ausgesprochen. Sollten Kommunen Fahrverbote einführen müssen, weil sie die Grenzwerte für Stickoxide anders nicht einhalten können, hätten sie mit der Blauen Plakette immerhin ein Instrument, um nachweislich sauberen Dieseln die Zufahrt in blaue Umweltzonen weiterhin zu erlauben. Ob und - wenn ja - wann die Blaue Plakette eingeführt wird und welche Kriterien eigentlich genau für die Erteilung gelten sollen, ist derzeit unklar. Während zum Beispiel Baden-Württemberg eine Variante vorschlägt, bei der z.B. alle Diesel mit Euro-6-Norm die Plakette bekämen, sind die Umweltverbände hier strenger:  Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordern die Blaue Plakette seit vielen Jahren und betonen, dass Fahrzeuge sie nur erhalten sollen, wenn sie die Schadstoffwerte der Euro 6-Norm auch im realen Betrieb auf der Straße und nicht nur im Labor einhalten. Nach der Definition der Umweltverbände wären folgende Fahrzeuge auf jeden Fall sauber genug, um die Blaue Plakette zu erhalten:

  • Benzin-Pkw ohne Direkteinspritzer ab Euro 3, GDI (Direkteinspritzer) nur mit Partikelfilter
  • Erdgasfahrzeuge (CNG/LPG) ab Euro 3
  • Alle E-Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor
  • Diesel-Pkw mit Euro 6 (im Realbetrieb), d.h. Diesel mit der Abgasnorm Euro 6d-TEMP oder Euro 6d und ältere Diesel mit nachgerüsteter Abgasreinigungs-Technik, wenn sie die NOx-Werte von Euro 6 auch im Realbetrieb einhalten

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Müssen Dieselfahrer mit Fahrverboten in Städten rechnen?

Viele Städte in Deutschland stehen unter Druck, weil sie die in der Luftreinhalterichtlinie vorgegebenen Grenzwerte für NOx nicht einhalten. Die Deutsche Umwelthilfe möchte saubere Luft auf dem Gerichtsweg einklagen: Sie hat mehrere Städte verklagt und alle bereits entschiedenen Fälle gewonnen. Die betroffenen Städte müssen Maßnahmenpläne für eine Verbesserung der Luftqualität vorlegen. Zu den Maßnahmen könnten auch Fahrverbote gehören. Im Februar 2018 hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge grundsätzlich zulässig sind. Städte dürfen demnach zur Luftreinhaltung Fahrverbote verhängen, wenn diese verhältnismäßig sind. Als erste Stadt hat Hamburg im Mai 2018 auf zwei besonders belasteten Straßenabschnitten Durchfahrtsverbote eingeführt: Sie betreffen solche Dieselfahrzeuge, die nicht die Abgasnorm Euro 6 haben. Auch in Stuttgart müssen Fahrer eines älteren Diesels (mit Euro-Norm 3 oder Euro-Norm 4) ab Januar 2019 mit Fahrverboten rechnen.

Worauf Sie beim Kauf eines Diesels unbedingt achten sollten, erfahren Sie in unseren Kauftipps für Autos.

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